Mittwoch, 9. Dezember 2009
utopia 2010
Es mag ein Zufall sein, dass wir entdeckt haben, dass das bevorstehende Jahr den gleichen Namen trägt wie ein Film aus dem Jahre 1984: 2010 - mit dem Zusatz: DAS JAHR, IN DEM WIR KONTAKT AUFNEHMEN. Der Film erzählt die fesselnde Geschichte von der Erforschung des Weltraums und dem Kontakt mit Außerirdischen. Eine amerikanisch-sowjetische Mission macht sich auf, den Grund des Versagens des verlassenen Raumschiffs Discovery zu erforschen. Währenddessen befindet sich die Erde am Rande eines nuklearen Krieges... Soviel zum Film. Dass 2010 das Jahr ist in dem "wir Kontakt aufnehmen", ist aus heutiger Sicht eine unspektakuläre Feststellung, denn die Menschen scheinen weltumspannend eigentlich nur mehr ein Ziel zu haben: sich via Internet zu vernetzen. 2007 schreibt Deutschlands meistverlinkter Blogger Robert Basic in seinem Weblog "Basic Thinking" einen Eintrag mit dem Titel DAS ENDE DES INTERNETS IM JAHRE 2010? Hintergrund: die wachsende Datenflut gerät ausser Kontrolle. Schuld sind die Nutzer, die Videos hoch- und runterladen und eigene Inhalte ins Netz stellen...
Szenenwechsel: Wir sind in der Wirklichkeit angekommen und schreiben das Jahr 2010, viele Möglichkeiten, die beim Entstehen des Films im Jahre 1984 noch als utopisch galten, sind bereits Wirklichkeit geworden, mehr noch, Optionen, die damals noch nicht einmal gedacht wurden, haben heute klare Konturen angenommen. Und - wie wir alle wissen, erfreut sich das Internet bis heute bester Gesundheit und ungebremster Aktivität - auch wenn die Debatte um Prinzipien von Netzneutralität und Privatsphäre neue Gräben aufreisst und vermutlich in einen der wichtigsten Kämpfe für den Erhalt eines offenen und freien Internets münden wird.
Dies stellt zugegebenermaßen eine Momentaufnahme dar, ein Blitzlicht auf das Jahr 2010 und wie man vor knapp drei Jahrzehnten meinte, wie es sein würde. Soll man den filmischen Betrachtungswinkel einfach ins Science-Fiction-Genre stellen, oder besser gesagt, was bedeutet Fiktion heute eigentlich noch? In einer Zeit, in der sich Innovationen gegenseitig jagen, so dass man meinen könnte, Zukunft sei heute. Doch bleiben wir bei Science-Fiction. Die begriffliche Zusammensetzung dieses seit den 1930er Jahren bekannten Wortes besteht aus Science (Wissenschaft) sowie Fiction (Dichtung). Zu dieser Gattung gehören Romane, Erzählungen, Filme und andere Formen der Fiktion. Die Kontroversen über die Bezeichnung des Genres sind kennzeichnend für seine Entwicklung und seine Themen und Motive, aber auch für politische Anschauungen.
Fest steht, dass es den Menschen nicht an Fantasie mangelt, sich neue Welten zu erdenken. Diese Tatsache steckt auch in dem Wort "Fiktion". Bei den vielen unterschiedlichen Ansätzen, Fiktion zu erklären, bleibt doch eine einfache Erkenntnis: Fiktion ist eine bedeutende Kulturtechnik, die in weiten Teilen der Kunst zum Einsatz kommt. Der Name führt uns ja direkt zum Sinn: der lateinische Begriff "fictio" bedeutet „Gestaltung“, „Erdichtung“ und leitet sich vom Wort "fingere", also „gestalten“, „formen“, „sich ausdenken“, ab. Fiktion bezeichnet die Schaffung einer eigenen Welt durch Literatur, Film, Malerei oder andere Formen der Darstellung sowie den Umgang mit einer solchen Welt. Stellt sich die Frage - wo ist der Unterschied zur tatsächlichen Gestaltung der Welt? Denn während die einen Filme über die ferne Zukunft drehen, arbeiten die anderen an Lösungen, die die Welt stetig verändern. Und sie bedienen sich alle der selben Gabe: der Fantasie und Kreativität, die allen Kulturtechniken zugrunde liegen, denn noch vor der Wissenschaft kommt die Fähigkeit, sich Dinge auszudenken, die unvorstellbar erscheinen - Fiktion.
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